Kapitel 6 - Zigeuner

Vorwort

Die Zigeuner sind aus vielen Schilderungen bekannt. Über ihr Leben, ihre Sitten und Gebräuche wurde schon viel geschrieben, Wahres und Unwahres, oft geradezu Haarsträubendes.

Ich will darum im Folgenden versuchen, etwas über unsere Sippen mitzuteilen, um das Wahre vom Unwahren zu trennen. Ich werde nur Tatsachen berichten und kann mit bestem Gewissen für die Wahrheit meiner Darstellungen eintreten.

Bemerken möchte ich noch, dass ich selbst ein Nachkomme von „Zigeunern“ bin, dessen Vorfahren noch bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts in den Sommermonaten als Korbflechter, Hausierer usw. unterwegs waren und bin daher gut über Leben, Sitten und Gebräuche der Zigeuner unterrichtet. Ich schreibe aus eigener Anschauung, unparteiisch, und werde die Zigeuner weder schwärzer noch weißer malen, als sie sind. Ich berichte nur selbst Erlebtes, was ich selbst beobachtet habe und was mir meine Vorfahren an langen Winterabenden erzählten. Ich fühle mich genötigt, manches Märchen über die Zigeuner zu zerstören.

Zu erwähnen ist vor allem die Musik eine sozusagen angeborene Lieblingsbeschäftigung. Ohne jegliche Notenkenntnis wurde auf der Geige, Violine und Gitarre meisterhaft gespielt, auch wenn nur noch 2 oder 3 Seiten auf dem Instrument vorhanden waren

denn es gibt wie bei jeder anderen Bevölkerungsgruppe, auch die anderen, auf die ich nicht weiter eingehen möchte

Die Zigeuner, dieses echt romantische, „vergessene Seelen von Neumühle“, sind viel, viel besser als ihr Ruf und nur gutmütige, liebe, versöhnliche Menschen, gewandt und gescheit. Lernt man sie näher kennen, wird man sie bald lieben und ihnen zugetan sein. Das wird mir jeder bestätigen, die uns kennen gelernt hat.

Namensdeutung  „Zigeuner“

Wird im Kontext der historischen Quellen die Bezeichnung "Zigeuner" benutzt, so müssen die hinter diesem Begriff stehenden Klischees und Vorurteile stets mit bedacht werden.  

Leider wird auch das Wort Zigeuner von bestimmten Gesellschaftsgruppen zunehmend “in den Schmutz” gezogen  und von den Behörden vorurteilsvoll

Herkunft

Schon im frühen 18. Jahrhundert haben sich viele Gelehrte die Mühe gemacht Ursprung und Eigenart der Zigeuner bekannt zu machen. So auch D. Johann Benjamin Weissenbruch, Fürstl. Hessen-Damstädtischer  Vormundschafts

Sprache der Sinti und Roma

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde anhand sprachwissenschaftlicher Untersuchungen die Herkunft der Sinti und Roma aus Indien nachgewiesen. Zwischen Sinti und

Beispiele der Zigeunersprache

 

Acheln

Essen

 

Baldower

Kundschafter

Achem

Auge

 

Botern

Aus dem Gefängnis

Achelkess,

Hungrig

 

Ballop

Vater

Aessig,

Unglück

 

Brochus

Böse

Ausschobbern,

Ausbrechen

 

Bullich

Großer Hund

Balbost

Der Wir

 

Cabore

Verborgen, versetecken

Das Jenisch ist verstummt, es lebt nur noch in der Erinnerung der älteren Bewohner. "Jenisch diebra"  ist ein sprachliches Kuriosum das in der heutigen Zeit keinen Sinn mehr macht

Sprache der Jenischen

Die Sprache „Jenisch“, die so viel wie klug, gescheit bedeutet, bot ihnen Schutz vor den „Gatschis“, den Sesshaften.

Die im deutschsprachigen

Beispiele der jenischen Sprache

Schickse, moss

 Mädchen, Frau

 

bolern

Furzen

Fisel, Gatsch

Kerl

 

bachum

Mark

scheunchen

Augen

 

boscher

Pfennig

nack

Nase

 

Muj

Mund

schwächen

Saufen

 

Fehmen

Hände, Finger

flüsseln

urinieren

 

kuffes

Schläge  

Kultur

Zigeuner sind Volksgruppen mit eigener Sprache, Geschichte und Kultur.

Mit diesem Namen verbinden sich viele Klischeevorstellungen, Zigeunermusik, der spanische Flamenco, die virtuose Geigenmusik ungarischer Zigeuner und die Romantik am flackernden

Verfogungsgeschichte - Zigeuner

Die Verfolgungsgeschichte der Sinti, und Roma, begann schon kurz nach dem Eintreffen ihrer Vorfahren